Schreiben der Zahnärztekammer Niedersachsen vom 29.04.1952

 

Abschrift

BEZIRKSSTELLE OSNABRÜCK
DER ZAHNÄRZTEKAMMER NIEDERSACHSEN
Körperschaft des öffentlichen Rechts


An die
Kurdirektion
Westerland / Sylt
Unsere Zeichen: Dr. K./B. - Osnabrück, d. 29. 4. 1952

Lieber Herr Kurdirektor!

Die Überzeugung von den gro8en Erfolgen heilklimatischer Art der Nordseebäder, insbesondere bei der Bekämpfung von allergischen Krankheiten, Ekzemen, Asthma und Bronchitiden, breitet sich in ärztlichen Kreisen immer weiter aus. Ich selber, der ich nahezu zu den regelmäßigen Gästen Ihres Bades gehöre, habe vor 2 Jahren dort in unverhältnismäßig kurzer Zeit von 4 Wochen völlige Heilung gefunden von einem sehr starken ausgebreiteten nervösen Ekzem beider Arme und Hände, ohne da8 ich irgend etwas anderes getan habe als zu baden und mich dort zu erholen. Ich bin mir allerdings bewu8t, da8 zu einem vollen Erfolg auch eine
entsprechende Ruhe gehört.

Als Vorstandsmitglied der Zahnärztekammer Niedersachsen wie als Vorsitzender der Bezirksstelle Osnabrück der Zahnärztekammer erlaube ich mir nunmehr die höfliche Anfrage, ob wenigstens in diesem Jahr in Westerland die Gewähr geboten ist, da8 die Düsenjäger nicht mehr wie in den Vorjahren ihren ohrenbetäubenden Lärm zu jeder Tageszeit und insbesondere auch gerade in der Zeit der für Kranke und Erholungsuchende so wichtigen Mittagsruhe weiter ausüben.

Aus eigener Erfahrung muß ich Ihnen leider sagen, da8 ich durch dieses Getöse nicht ein einziges Mal, von den Sonntagen abgesehen, meine Mittagsruhe auskosten konnte. Eine ganze Reihe von Patienten, denen ich Westerland dringend empfohlen hatte, haben mir erklärt, nicht wieder dorthin zu gehen, solange der Flugplatz von den englischen Fliegern und Düsenjägern benutzt wird.

Ich bitte Sie deshalb nochmals um Auskunft, ob in diesem Jahr diese so außerordentlich störende Tätigkeit der Flieger nicht wieder vorkommt.

Mit dem Ausdruck der vorzüglichen Hochachtung verbleibe
ich

Ihr sehr ergebener
gez. Dr. Kadow
Vorsitzender