Volkswirtschaftliche Rechtfertigung einer Wiederaufrichtung der insularen Bäder

Neben der Notwendigkeit einer Wiederaufrichtung im Interesse einer Hebung der Volksgesundheit unter den besonderen Nachkriegsverhältnissen und unter Berücksichtigung der Indikatoren der Seebäder ist eine wirtschaftliche Gesundung der insularen nordfriesischen Seebäder über die Inseln hinaus auch von besonderer Bedeutung für den Kreis Südtondern und das Land Schleswig-Holstein.

Von rd. 2 1/4 Millionen Fremdenübernachtungen während des Sommerhalbjahres 1950 im Lande Schleswig-Holstein entfallen etwa 1/3 auf die nordfriesischen Inselbäder. Dieses Drittel macht etwa 80 v. H. aller Übernachtungen in den schleswig-holsteinischen Nordseebädern aus!

Unberücksichtigt sind in diesen Zahlen die Übernachtungen in den Kinderheimen der Inselbäder. Sie machen fast 2/3 der Gesamtübernachtungen in den Heimen des Landes aus!

Neben der allgemeinen wirtschaftlichen Bedeutung dieses Fremdenvehrs unterstreichen die Übernachtungszahlen in den Kinderheimen besonders eindringlich die überragende volksgesundheitliche Bedeutung der Inselbäder.

Von den Fremden-Übernachtungen entfallen auf Einwohner des Landes Schleswig-Holstein nur ca. 20-25 v. H.

Der Fremdenverkehr ist deshalb auf diesen Inseln ein wesentlicher Geldzubringer für das finanzschwache Land Schleswig-Holstein.

Eine angestrebte Verlängerung der Betriebszeit (Saisonvrlängerung) wird deshalb zwangsläufig über Stadt und Kreis hinaus ihre Auswirkung auf die Zahlungsbilanz des Landes haben. In der Zeitschrift "Heilbad und Kurort" faßt Dr. Meyer, Bad Soden, die Bedeutung dieses Fremdenverkehrs in einer Untersuchung über den Fremdenverkehr in den deutschen Heil- und Seebädern wie folgt zusammen:

"Einen aufschlußreichen Einblick in die wirtschaftliche Bedeutung der Heilbäder und Seebäder für die einzelnen Länder bietet ein Vergleich zwischen der Einwohnerzahl des Landes und der Übernachtungszahl der Gäste. Danach haben die Heilbäder die größte wirtschaftliche Bedeutung für das Land Hessen, ihm folgt der Süd-West-Staat und Bayern. Wenn man die Seebäder in diese Betrachtung mit einbzieht, so zeigt sich, daß Schleswig-Holstein alle anderen Länder weit übertrifft und wirtschaftlich am stärksten an dem Fremdenverkehr in den Heilbädern und Seebädern interessiert ist!"

Moderniserte nordfriesische Seebäder
können darüber hinaus auch in erheblich größerem Umfange auf Grund ihrer besonders günstigen Voraussetzungen zu "Devisenbringern" - insbesondere aus dem benachbarten Dänemark und den übrigen skandinavischen Ländern - werden.

Die Möglichkeit einer Saisonverlängerung auf Heilbad- und Kurort-Basis wird erwiesen durch eine jahrzehntelang bewährte ganzjährige soziale Kinderverschickung an die See.

Exakte wissenschaftliche Forschungsergebnisse z. B. von Professor Dr. med. P f l e i d e r e r , Westerland, und Professor Dr. med. H ä b e r l i n, Wyk, bestätigen, daß ein Herbst-, Frühjahrs- und Winteraufenthalt an der See den therapeutischen Wert von zwei Sommeraufenthalten für kurbedürftige Patienten hat.

Auf Grund dieser Erkenntnisse würden ganzjährig durchgeführte Pauschal- oder Sozialkuren in den Seebädern neben ihrem Beitrag zur Hebung der Volksgesundheit gleichzeitig eine bessere Rentabilität der Seebäder sichern.

Voraussetzung für die Durchführung derartiger Kuren und damit der Erzielung einer Verlängerung der Betriebszeit ist die Erstellung zeitgemäßer und erforderlicher Kureinrichtungen sowie Verbesserung der Einrichtungen der Beherbergungsbetriebe und eine Revision der Haltung der Krankenkassen und Versicherungsträger gegenüber dem Heilbadcharakter der Seebäder.